EM Dünger – Wundermittel oder Bluff?

EM Dünger – Wundermittel oder Bluff?

EM Dünger ist Dünger mit Effektiven Mikroorganismen (kurz EM). Er gilt als neues Wundermittel, auch für den Biogarten: EM Dünger soll die Bodenstruktur verbessern, die Pflanzen schneller keimen und besser wachsen lassen, sie widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Krankheiten machen, mehr Blüten und grössere Früchte bringen, die sogar besser schmecken – zahllose positive Effekte werden Anwendern von EM-Produkten in Aussicht gestellt. Aber ist da wirklich etwas dran?

Nachhilfe fürs Mikrobiom
Effektive Mikroorganismen (die Bezeichnung ist übrigens als Markenname geschützt) sind eine Mischung aus verschiedenen Mikroorganismen, vor allem Milchsäurebakterien, Hefen und Photosynthesebakterien. Manchmal kommen noch ein paar weitere hinzu, wie etwa fermentaktive Pilze. Diese Mischung soll, so die Erklärung, die regenerativen Prozesse im Boden unterstützen und die fäulnisbildenden Prozesse dagegen unterdrücken. Nun enthält jeder fruchtbare Boden Mikroorganismen, und zwar sehr viele verschiedene davon. Ihr positiver Einfluss auf das Pflanzenwachstum ist vielfach bewiesen. EM Dünger macht sich das zunutze und hilft ein bisschen nach – so zumindest die Behauptung der Hersteller. Da die in EM-Produkten enthaltenen Mikroorganismen sowieso in der Natur vorkommen, ist ihre Anwendung aus ökologischer Sicht völlig unbedenklich und wird daher auch im Bio-Landbau akzeptiert.

Die Idee wurde in den Achtzigerjahren von Teruo Higa entwickelt, einem Professor für Gartenbau aus Japan, der sein Konzept in mehreren Büchern dargelegt hat. Inzwischen wird das Prinzip auch bei uns in Europa mehr und mehr populär. EM-Produkte werden meist als Lösung in Sprühflaschen, als Pulver oder in anderer fester Form angeboten. EM sind allerdings genau genommen kein Dünger, d.h. sie geben den Pflanzen keine Nährstoffe. Sie sollen ihnen vielmehr dazu verhelfen, Nährstoffe aus anderen Quellen besser, schneller und effektiver verarbeiten zu können, indem sie die Bodenmikrobiologie bereichern. Daher werden Produkte mit EM im Handel auch meist nicht als Dünger bezeichnet, sondern als “Bodenhilfsstoff” oder “Bodenaktivator”.

Nur als Zusatzstoff nützlich
EMs direkt auszubringen – etwa durch Giessen mit EM-Lösungen – hat also nur dann Sinn, wenn bereits ausreichend Nährstoffe im Boden vorhanden sind. Dabei kann man mit organischem Dünger nachhelfen oder natürlich mit Kompost. Manche Hersteller empfehlen beispielsweise, Rasenschnitt auf den Beeten auszubringen und sofort mit einer EM-Lösung zu besprühen, um ihn für die Pflanzen besser verwertbar zu machen.

Was als EM Dünger angeboten wird, sind altbekannte organische Düngemitteln, die mit EM-Kulturen angereichert wurden, etwa Hornmehl oder abgelagerter Mist oder auch Gesteinsmehl. Es gibt auch mit EM angereicherten Humus. Den kann man aber auch selbst machen: So können EMs etwa beim Bokashi-Eimer als Kompostierungsbeschleuniger angewendet werden. EM-Dünger können Sie hier bequem online bestellen: https://www.em-schweiz.ch/mikroduenger

Doch kein Wundermittel?
Manche Hersteller behaupten auch, dass EM die Erwärmung des Bodens und seine Speicherkapazität erhöhen, das Wasser reinigen und die Keimung von Samen beschleunigen können. Sogar als Reinigungsmittel für den Haushalt werden EM-Lösungen angeboten. Demnach scheint EM also ein echtes Wundermittel zu sein.

Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass der EM-Hype auch Kritiker hat: Wissenschaftler bemängeln, dass der positive Nutzen von EM-Produkten bislang nicht nachgewiesen sei. So konnten bei zahlreichen Studien – von denen eine vom Agroscope in der Schweiz durchgeführt wurde – keine positiven Auswirkungen festgestellt werden. Immerhin gibt es aber auch keine Anzeichen für schädliche Auswirkungen.